Milchindustrie und DBV wollen Überschüsse behalten

AbL kritisiert Ablehnung des EU-Vorschlags zur freiwilligen Überschussvermeidung. Voß: „Deutsche Milchindustrie will billiger Jakob auf den Weltmärkten sein“

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) kritisiert in aller Schärfe das Vorgehen des deutschen Milchindustrie-Verbands (MIV) und des Deutschen Bauernverband (DBV) zur Reform der EU-Milchmarktpolitik. „Die Milchindustrie und der Bauernverband setzen zur Zeit alle Hebel in Bewegung, um in Brüssel einen Vorschlag zu Fall zu bringen, der eine Vermeidung von Milchüberschüssen bewirken soll“, so Bernd Voß, AbL-Bundesvorsitzender. „Diese Verbände setzen gezielt darauf, dass es weiterhin Überschüsse auf dem Milchmarkt gibt, um damit ganz bewusst die Erzeugerpreise für die Milchbauern unten halten zu können. Die deutsche Milchindustrie will mit billigem Rohstoff ihre Exportchancen auf internationalen Märkten ausbauen. Für die Milchbauern in Europa wie auch in den Zielländern der Exporte wirkt das schlicht zerstörerisch. Billige Milch kostet bäuerliche Existenzen und drängt die Milchviehbetriebe in industrielle Strukturen, die sich besonders in der Geflügelwirtschaft bereits als verheerend erwiesen haben“, kommentiert Voß. Hintergrund ist die Beschluss-Vorlage des Agrarausschusses im EU-Parlament für eine Abstimmung des Plenums am 13. März über die Reform der EU-Agrarpolitik. Die Beschluss-Vorlage des Ausschusses sieht zur Gemeinsamen Marktordnung die Einführung eines Anreiz-Systems zur freiwilligen Vermeidung von größeren Milchüberschüssen vor. Demnach soll die EU-Kommission bei schweren Ungleichgewichten auf dem Milchmarkt eine kurzfristige Honorierung für solche Milcherzeuger einsetzen können, die freiwillig und vorrübergehend mindestens 5 Prozent weniger Milch abliefern. Zudem soll die Kommission gleichzeitig eine Abgabe von denjenigen Betrieben einbehalten können, die in dieser Marktsituation mehr als 5 Prozent über ihrem Vorjahresniveau an die Molkerei abliefern. Nach Informationen der AbL hat der Deutsche Bauernverband (DBV) die Abgeordneten des EU-Parlaments für kommenden Mittwoch, 06. März, in Brüssel eingeladen, um sie überzeugen zu wollen, in der Abstimmung am 13. März im EU-Parlament gegen diesen Vorschlag zu stimmen. Der Milchindustrie-Verband hat ebenfalls bereits öffentlich angekündigt, die EU-Abgeordneten zu einer Ablehnung bewegen zu wollen. „Wir rufen die EU-Parlamentarier auf, den betreffenden Beschluss-Vorschlag des Agrarausschusses zur Überschuss-Vermeidung auf dem Milchmarkt zu unterstützen. Es ist höchste Zeit, dass wir marktwirtschaftliches Verhalten der Milcherzeuger verstärken, und zwar für die Steuerzahler kostenneutral, anstatt bei nicht kostendeckenden Absatzmöglichkeiten staatliche Interventions-Lagerhallen mit Überschüssen zu füllen, die die Märkte auf lange Sicht durcheinanderbringen. Wir wollen eine Politik für Bauern und Verbraucher“, so Bernd Voß.
01.03.2013
Von: Pressemitteilung