Zivilgesellschaft warnt: Bayer-Monsanto-Fusion könnte zum digitalem Oligopol führen

Eine Pressemitteilung von: Aktion Agrar, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), Forum Umwelt und Entwicklung, Goliathwatch und Oxfam. Die zivilgesellschaftliche Initiative "Konzernmacht beschränken" fordert die Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gemeinsam mit vielen weiteren europäischen Organisationen in einem offenen Brief auf, die Mega-Fusion von Bayer und Monsanto aus wettbewerbsrechtlichen Gründen abzulehnen. Die Konzernmacht-Initiative weist darauf hin, dass auch bei digitalen Plattformen im Agrarbereich ein marktbeherrschendes Oligopol entstehen würde, wenn die Fusion genehmigt werden sollte. Insbesondere durch die Kombination von Saatgut, Pestiziden und Digitaler Landwirtschaft droht der Initiative zufolge eine gefährliche (vertikale) Konzentration. Bayer-Monsanto würde zusammen mit Dow-DuPont und ChemChina-Syngenta, die bereits 2017 fusionierten, in Zukunft 60 Prozent des kommerziellen Saatguts und 70 Prozent des weltweiten Pestizidmarktes dominieren. Zudem würde der Konzern die Digitalisierung der Landwirtschaft kontrollieren: Über digitale Plattformen könnten die eigenen Produkte vermarktet und große Datenmengen gesammelt werden. Beide Konzerne (Bayer & Monsanto) haben erheblich investiert - und somit einen riesigen Technologievorsprung gegenüber anderen Wettbewerbern - was zukünftig zu einer marktbeherrschenden Stellung führen würde und andere Akteure ausschließen könnte.

Konzentrationsprozesse bedrohen Bauern und Bäuerinnen

"Dieser Konzentrationsprozess wäre verheerend für Bauern und Bäuerinnen hierzulande und im globalen Süden. Sie gefährdet den Ausbau einer sozial und ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft und Ernährung", sagt Oxfams Agrarexpertin Marita Wiggerthale "Kleinere Unternehmen, die Innovation und Wahlmöglichkeiten für Bauern und Bäuerinnen bringen würden, haben keine Chance auf den Markt zu kommen. Die Auswahlmöglichkeiten von Bäuerinnen und Bauern werden noch stärker reduziert und die Sortenvielfalt enorm eingeengt." Ein völlig ungelöstes Problem ist der Datenschutz, vor allem, wenn es keinen strengen Rechtsrahmen für Datensammlung und -nutzung sowie keine Transparenzvorschriften gibt. Die Vormachtstellung, die die Konzerne mit ihrer Fusion als digitale Landwirtschaftsplattform einnehmen würden, können sie dazu nutzen, ihre Marktmacht auszuweiten. Zudem kann die Fusion anderen Wettbewerbern den Zugang zu diesem Zukunftsmarkt verschließen, was das Bayer-Monsanto-Oligopol zusätzlich ausweiten würde.

Bayer-Monsanto-Fusion muss abgelehnt werden

"Diese Mega-Fusionen sind nicht im öffentlichen Interesse", betont Jutta Sundermann, Agrarexpertin bei Aktion Agrar. "Selbst wenn Bayer wie angekündigt Teile seines Saatgut- und Pestizidgeschäfts an BASF verkauft, führt doch dies nur dazu, dass der ohnehin stark im Pestizidgeschäft präsente Konzern BASF noch weiter gestärkt wird. Durch diesen Verkauf wird kein Wettbewerb hergestellt. Es müsste stattdessen einen völlig neuen Player geben, der Teile des Saatgut- und Pestizidgeschäfts übernimmt. Unterm Strich ist die Fusion zu groß um genehmigt zu werden. Daher fordern wir die EU-Kommission auf, die Bayer-Monsanto-Fusion abzulehnen." Die Initiative "Konzernmacht beschränken" gründete sich anlässlich der zunehmenden Mega-Fusionen in vielen Bereichen des täglichen Lebens und fordert eine Verschärfung des Wettbewerbsrechts. Fusionen sollten schon bei Unternehmen mit einem Marktanteil von 20 Prozent verboten werden können. In hochkonzentrierten Märkten sollte dem Kartellamt als letztes Mittel erlaubt werden, Konzernteile oder Geschäftsfelder übermächtiger Konzerne abzuspalten. Es muss Transparenz über Firmenstrukturen, Marktsegmente, Verflechtungen, Lieferketten und Lobbyaktivitäten hergestellt werden. Der offene europäische Brief an Margrethe Vestager wurde von 72 europäischen Organisationen gezeichnet. Aus Deutschland zeichneten den Brief: Aktion Agrar, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Coordination gegen BAYER-Gefahren, FDCL e.V., Forum Umwelt und Entwicklung, Gen-ethisches Netzwerk, Goliathwatch, IATP Europe, INKOTA-netzwerk e.V., MISEREOR, Oxfam, Rettet den Regenwald e.V., SEEDS ACTION NETWORK, Stop Bayer Monsanto, Werkstatt Ökonomie e. V.
20.03.2018
Von: Pressemitteilung

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