Agroforst auf dem Grünland: Praxisabend auf Gut Kremershof zeigt neue Wege in der Weidehaltung

Wie Agroforstsysteme auf dem Grünland konkret aussehen können, zeigte ein Praxisabend am 09. Juli 2025 auf Gut Kremershof in Wipperfürth. Rund 25 Landwirtinnen, Landwirte und weitere Interessierte nutzten die Gelegenheit zur Feldbegehung und zum Austausch über Erfahrungen mit Agroforst auf Grünland in Kombination mit Weidehaltung.

Agroforst statt Hecke: Gehölze als Teil der Nutzung

Der Abend startete mit einer grundsätzlichen Frage: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Hecken und Agroforst? Agroforstsysteme unterscheiden sich von Hecken dadurch, dass die Bäume aktiv in die landwirtschaftliche Nutzung eingebunden sind – sei es zur Energie- oder Wertholzgewinnung, Obst- oder Nussproduktion oder sogenanntem „Futterlaub“ für Tiere.

Wasserrückhalt und Schattenspender

Vier Dürresommer gaben auf Gut Kremershof den Ausschlag, sich intensiver mit Agroforst zu befassen. „Früher war das unsere beste Fläche“, sagt Thorsten Kremershof beim Blick über die 6 Hektar Hanglage. „In den Trockenjahren war sie plötzlich eine der schlechtesten.“

Heute gliedern sich Baumreihen mit 600 Hybridpappeln und 180 Obst- und Nussbäumen in das Grünland ein – entlang der Höhenlinien, im Abstand von 24 Metern gepflanzt. Ziel ist es, den Wasserabfluss bremsen, Feuchtigkeit auf der Fläche halten und den Tieren Schatten zu bieten.

„Bei 35 Grad ist es ja unverantwortlich, Tiere auf der offenen Weide zu lassen“, meint Kremershof. Die Pappeln waren der erste Schritt – eine schnellwachsende, kostengünstige Lösung mit geringem Risiko. Die Pflanzung der Obst- und Nussbäume im Winter 2024/25 bedeutete einen größeren Invest – inklusive Einzelbaumschutz gegen Wildverbiss.

Rechtlicher Rahmen: Hürden und Fortschritte

„Als wir angefangen haben, war das ein Kampf gegen die bürokratischen Windmühlen“, erinnert sich Kremershof. Agroforst hatte in NRW lange keinen klaren rechtlichen Rahmen. Erst 2023 bekam Agroforst einen rechtlichen Rahmen – seitdem sei die Umsetzung wesentlich einfacher geworden.

Holistische Weideführung ergänzt das System

Ein zentrales Element auf Gut Kremershof ist das holistische Weidemanagement, das Rahel Kremershof seit drei Jahren mit der Mutterkuhherde umsetzt. Die Tiere werden in kurzen Abständen umgestellt, was Tiergesundheit und Artenvielfalt auf dem Grünland fördert. Die Flächen regenerieren schneller und können öfter beweidet werden.

Gleichzeitig werden die Pfähle der Baumreihen für das mobile Weidesystem genutzt – ein gutes Beispiel für durchdachte Kombinationen.

Austausch bis in die Abendstunden

Nach dem Rundgang wurde in entspannter Atmosphäre weiterdiskutiert – die Gespräche reichten von Baumarten und Pflanztechniken bis hin zu Fragen rund um Zaunführung und Herdenmanagement. Viele der Teilnehmenden nahmen neue Impulse mit zurück auf ihre Höfe.

Organisiert wurde der Abend im Rahmen des Projekts „Bäuerliche Agroforste“ der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Nordrhein-Westfalen (AbL NRW). Gefördert wird das Projekt durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Ziel ist es, Agroforstsysteme in Nordrhein-Westfalen durch Vernetzung, Beratung, politische Arbeit und Veranstaltungen zu stärken.

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Bildmaterial zum Download: https://nextcloud.bauernstimme.de/index.php/s/RgwgT6Y5mjtfKxm

Über die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Nordrhein-Westfalen

Der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e. V., Landesverband Nordrhein-Westfalen, vertritt Bäuerinnen und Bauern von mehrheitlich kleinen und mittelgroßen konventionell und ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Der gemeinnützige Verein setzt sich für eine bäuerliche, soziale und umweltverträgliche Landwirtschaft ein. Weitere Informationen unter www.abl-nrw.de.

Pressekontakt:

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Landesverband Nordrhein-Westfalen e. V.

Projekt „Bäuerliche Agroforste“ / Eva Horrion

E-Mail: horrion[at]abl-ev.de
Telefon: 0157 5711 3809
Website: www.abl-nrw.de