Leguminosen bieten Chancen über Chancen. Aber das BMELV blendet entscheidenden Hebel aus

AbL: Direktzahlungen an 20 Prozent Eiweißpflanzen in der Fruchtfolge binden!

Heute präsentiert das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) in Berlin seine 22-seitige Eiweißpflanzenstrategie. Dazu erklärt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf: „Chancen über Chancen tischt uns das Ministerium auf, und das völlig zu Recht. Der Hauptvorteil einer starken Ausdehnung des Leguminosen-Anbaus liegt darin, dass diese Eiweißpflanzen die einzigen Nutzpflanzen sind, die mit Hilfe der Knöllchenbakterien den in der Luft reichlich vorhandenen Stickstoff im Boden anreichern können. Leguminosen brauchen die Düngemittelfabriken der chemischen Industrie mit ihrem hohen fossilen Energieverbrauch nicht. Leguminosen stellen sogar noch reichlich Stickstoff für die Folgefrucht zur Verfügung, rein mit Sonnenenergie und ohne Öl oder Gas zu verbrauchen. Auch die anderen positiven Wirkungen für Klima, Boden, Wasser, Biodiversität und regionale Wertschöpfungsketten führt das Ministerium aus. Nur angebaut werden die Leguminosen kaum noch“, stellt Graefe zu Baringdorf fest. „Dass Leguminosen heute trotz der unbestreitbar vielen Vorteile kaum noch angebaut werden liegt schlicht daran, dass sich für die Betriebe der Anbau von Mais, Weizen, Raps, Kartoffeln oder Zuckerrüben mehr lohnt. All die Förderprogramme der letzten Jahre für den Anbau von Leguminosen haben daran nichts entscheidendes geändert, und auch noch so viele teure Forschungsvorhaben werden das nicht schaffen“, so Graefe zu Baringdorf. „Um die erwünschte starke Ausdehnung des Eiweißpflanzenanbaus zu erreichen, muss betriebswirtschaftlich eine klare relative Vorzüglichkeit für den Anbau hergestellt werden. Im Zuge der aktuellen EU-Agrarreform müssen deshalb die Direktzahlungen daran gebunden werden, dass die Betriebe auf ihren Ackerflächen mindestens alle fünf Jahre Leguminosen anbauen. Das fordern auch viele andere gesellschaftliche Organisationen. Es ist das Bundesministerium, das davon bisher nichts wissen will. Solange das Ministerium diesen entscheidenden Hebel aber ausschlägt, läuft die ganze Eiweißpflanzenstrategie ins Leere. Sie droht zu einem Blendwerk zu werden“, ist der AbL-Vorsitzende überzeugt. „Werden in Deutschland auf den Ackerflächen alle fünf Jahre Leguminosen angebaut, würde das für die Folgefrüchte über 120.000 Tonnen Rein-Stickstoff in den Boden legen. Insgesamt wird durch die Einsparung von chemischen Mineraldüngern dann jährlich soviel fossile Energie eingespart, wie rund 400 Millionen Litern Diesel entspricht. Der Eiweißpflanzenanbau ist die entscheidende Maßnahme zur Ökologisierung der Landwirtschaft. Je früher wir diesen Übergang von der ölgesteuerten hin zur solargestützten Lebensmittelerzeugung schaffen umso besser“, stellt Graefe zu Baringdorf fest: „Die Interessen, die dagegen stehen, sind klar: es ist die chemische Industrie und es ist die Futtermittelindustrie, die weiter am Import von Sojafuttermitteln aus Amerika verdienen will. Ministerin Aigner muss sich auch hier entscheiden, was sie will. Sie hat mit der EU-Agrarreform jetzt die politische Chance, richtig zu handeln: Steuergelder nur bei Fruchtfolge mit 20 Prozent Leguminosen.“
14.06.2012
Von: Pressemitteilung